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Fachgerechte Instandhaltung gemäß DIN EN 806-5 und VDI 3810 Blatt 2/6023 Blatt 3

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Als Vorsorge gegen Ausfall und zur Reduzierung des Energieeinsatzes werden Heizungsanlagen meist in regelmäßigen jährlichen Abständen gewartet. Die Bewohner des jeweiligen Gebäudes möchten nicht, schlimmstenfalls um die Weihnachtszeit, plötzlich im „Kalten“ sitzen. Diese Vorgehensweise gedanklich auf die Trinkwasser-Installationen zu übertragen, fällt vielen Betreibern noch schwer. Dabei ist eine fachgerechte Instandhaltung der Trinkwasser-Installation entscheidend, um die Trinkwasserqualität sicherzustellen und Wasserschäden zu vermeiden. Als positiver Zusatzeffekt können sich durch die Maßnahmen Energieeinsparungen ergeben. Die Pflicht zur Instandhaltung ist zudem durch Verordnungen, Normen und Richtlinien eindeutig vorgegeben und juristisch ausgeurteilt. Die im September 2022 neu erschienene Richtlinie VDI 6023 Blatt 11 führt dazu unter Abs. 7.1 aus: Die Pflicht zur Instandhaltung … von Trinkwasser-Installationen setzt nicht erst dann ein, wenn mit Verschleißerscheinungen zu rechnen ist, sondern sie besteht grundsätzlich."

Für hohe Trinkwasserqualität: Technik benötigt Instandhaltung
Die Trinkwasserverordnung gibt vor, dass durch den Genuss oder Gebrauch von Trinkwasser eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, nicht zu besorgen ist. Sicherstellen lässt sich das nur durch die logische Reihenfolge der fachgerechten Planung, der fachgerechten Ausführung und den bestimmungsgemäßen Betrieb. Die örtlichen Wasserversorgungsunternehmen (WVU) liefern beste Trinkwasserqualität getreu dem Leitsatz: „Trinkwasser ist lebensnotwendig und es kann nicht ersetzt werden.“2 Über 70 % der Nutzer beurteilen die Qualität des Trinkwassers als gut bis sehr gut.3 Doch nur durch regelmäßige Instandhaltung werden die Anforderungen an die Hygiene für eine hohe Trinkwassergüte erfüllt. Dazu gehört auch, die Transportfunktion in Gebäuden von der Übergabestelle bis zur letzten Entnahmestelle sicherzustellen. Nach einer Entscheidung des BGH zählt Hygiene zu den voll beherrschbaren Risiken und Verstöße gegen Hygiene oder Infektionsschutz sind im Schadensfall immer haftungsrelevante Pflichtverletzungen (BGH VI ZR 158/06 vom 20.03.2007 und BGH VI ZR 118/06 vom 08.01.2008).“4 Die regelmäßige Instandhaltung der Trinkwasser-Installation ist damit fester Bestandteil des bestimmungsgemäßen Betriebs, was sich im technischen Regelwerk zusätzlich abbildet.

Regelmäßige Instandhaltung spart Kosten
Jedem Nutzer dürfte klar sein, dass ein tropfender Wasserhahn oder eine durchgängig laufende WC-Spülung Kosten verursachen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es sind die Kosten für Trinkwasser, Abwasser und ggf. Energiekosten, falls die warme Seite der Entnahmearmatur nicht dicht schließt. Dazu kommen noch die latenten Energiekosten für Energie im Wasserwerk und im Klärwerk, die natürlich an anderer Stelle erstmal zu Buche schlagen. Schläuche, u.a. an Entnahmearmaturen, sind häufige Ursache von Wasserschäden, die zu den baulichen Schäden auch die zuvor genannten Kosten verursachen. Im Rahmen der Instandhaltung sind diese flexiblen Rohrleitungen, z.B. in Bad oder Küche, zu inspizieren. Ein Blick unter die Küchenspüle hilft, defekte Schläuche zu identifizieren. Somit sind alle Armaturen, Bauteile, Geräte und Apparate zusätzlich zu den Leitungsanlagen auf Dichtheit, Korrosion und Beschädigungen zu prüfen. Einen anderen Fall stellt das Sicherheitsventil dar. Es sollte im Rahmen der Inspektion des Trinkwassererwärmers alle zwei Monate inspiziert und angelüftet werden. Das Sicherheitsventil darf bestimmungsgemäß tropfen und spart in seiner Eigenschaft das Membranausdehnungsgefäß in der PWC-Zuleitung zum Trinkwassererwärmer.

Die Armatur mit Energieeinsparpotenzial hinter der Wasserzähleranlage
Direkt hinter der Wasserzähleranlage befinden sich die instandhaltungspflichtigen Bauteile Rückflussverhinderer, Filter und oftmals Druckminderer oder eine Gerätekombination (Filter – Druckminderer). Im Idealfall sind diese Bauteile als Einzelbauteile oder als Hauswasser-Station eingebaut, damit der Betreiber im Rahmen seiner Einweisung nach VDI 6023 Blatt 1 Kategorie C auf die Funktion und Instandhaltung hingewiesen werden kann und er sicher die einzelnen Bauteile zur Kenntnis nimmt.

Abbildung 2: Vorgefertigte Baugruppen wie das Braukmann PrimusCenter von Resideo bieten auf kleinstem Raum alle erforderlichen Bauteile für die Übergabestelle hinter der Wasserzähleranlage zur Trinkwasser-Installation.

Der Druckminderer sorgt mit der richtigen Einstellung des Drucks für die passende Versorgung der Entnahmearmaturen, die oftmals einen Mindestfließdruck von 1000 mbar benötigen.

Abbildung 3: Druckminderer, wie der Resideo Braukmann D06F, schützen zuverlässig gegen zu hohen Versorgungsdruck und Druckschäden über die gesamte Betriebsdauer. Dafür muss regelmäßig der eingestellte Ausgangsdruck des Ventils am Druckmessgerät überprüft werden.

 Berechnungsbeispiel der Ressourceneinsparung
Als Annahme dient ein Mehrfamilienhaus mit 12 Wohneinheiten (WE). Hier ist der Druckminderer auf 5 bar, um 0,5 bar zu hoch, eingestellt. Die richtige Einstellung für diese Trinkwasser-Installation (Berechnung entsprechend DIN 1988 Teil 3005) wäre 4,5 bar. Somit ergibt sich bei richtiger Einregulierung des Druckminderers ein erhebliches Einsparpotenzial. Jede WE ist mit statistischen 2,5 Personen belegt und der Gebrauch an Trinkwasser beträgt je Person durchschnittlich 127 l/d6. Als Grundlage für die Trinkwasser- und Abwassergebühr werden 6,50 €/m³ angesetzt.

Als Beispiel für diese Einsparpotenziale dient dasselbe Mehrfamilienhaus mit 12 WE und einem zu hoch eingestellten Druck von 0,5 bar. Von den 30 Bewohnern duschen täglich 15 Personen (Annahme). Die PWH-Temperatureinstellung des zentralen Trinkwassererwärmers beträgt 60 °C, so wie im DVGW (A) W 551 vorgegeben. Die PWC-Eingangstemperatur in den Trinkwassererwärmer beträgt durchschnittlich 14 °C. Diese Annahme beruht auf den oftmals höheren PWC-Temperaturen an der Übergabestelle aufgrund von klimatischen Veränderungen. Außerdem weisen die erdverlegten PWC-Leitungen oft einen zu geringen Abstand zu Fernwärmeleitungen auf. Betrachtet wird ein bereits zeitlich reduzierter Duschvorgang von 6 Minuten. Die Durchflüsse für die Duscharmatur bei 1000 mbar und bei 1500 mbar werden aus Herstellerunterlagen für eine Thermostatbatterie entnommen. Im Vergleich zu Einhebelmischbatterien, an denen manuell nachjustiert werden muss, sparen Thermostatbatterien Trinkwasser und Energie, da sie in Millisekunden die Temperatur auf die gewünschte Temperatur regeln.

Die Energieeinsparung in diesem Beispielhaus fallt in Summe noch hoher aus, da an weiteren Entnahmestellen, wie z.B. am Waschtisch im Badezimmer oder an der Kuchenarmatur der Mindestfliebdruck ebenfalls um 0,5 bar zu hoch ist.

Welche Komponenten einer Trinkwasser-Installation müssen wie oft instandgehalten werden?
Grundvoraussetzung fur jede Instandhaltung ist, dass die Anlagenteile zuganglich sind, damit sie ohne Schwierigkeiten betrieben, kontrolliert, instandgesetzt und gegebenenfalls gewartet werden konnen. Dazu muss naturlich bekannt sein, welche Bauteile in der jeweiligen Trinkwasser-Installation vorhanden sind. Im Bestand kommt man deshalb meist nicht an einer Bestandserfassung vorbei.
Die Tabelle A1 der DIN EN 806-5: 2014-04 und die VDI 3810 Blatt 2/VDI 6023 Blatt 3 enthalten Angaben zur Haufigkeit fur die Instandhaltung von verschiedenen Bauteilen.

 

Abbildung 4: Häufigkeit für die Inspektion und Wartung von Bauteilen laut Tabelle A1 der DIN EN 806-5: 2014-04 (Auszug)

Zusatzlich sind die Vorgaben der Hersteller bei routinemabigen Instandhaltungen entsprechend zu beachten. Zudem wichtig fur den Installateur und Betreiber: Zu jeder Mabnahme gehort ein Protokoll. Nur wer ordnungsgemab Protokoll fuhrt und dieses im Betriebsbuch des Anlagenbuchs abgelegt, kann sicher nachweisen, seiner Pflicht nachgekommen zu sein.

Abbildung 5: beispielhafter Aufbau des Anlagenbuchs (VDI 3810 Blatt 2/VDI 6023 Blatt 3)

Resümee und Ausblick
Zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität ist die fachgerechte Instandhaltung von Trinkwasser-Installationen nicht nur notwendig, sondern vorgeschrieben. Darüber hinaus wird oft das Energieeinsparpotential bei der Instandhaltung übersehen. Denn manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die eine nachhaltige Wirkung erzeugen: Den Druckminderer nach dem Spitzendurchfluss richtig zu dimensionieren und entsprechend individuell für die jeweilige Trinkwasser-Installation einzustellen, spart Wasser- und Abwasserkosten, reduziert den Energieverbrauch und schont Ressourcen und die Umwelt. Denn bislang beklagen die Betreiber auf der einen Seite, dass sie zu wenig Informationen von den Vertragsinstallationsunternehmen (VIU) bezüglich Funktion von Bauteilen und Instandhaltung bekommen. Auf der anderen Seite weisen die VIU darauf hin, dass Betreiber auf ihre Hinweise zur Instandhaltung wenig Reaktion zeigen.
Vielleicht rückt der Aspekt der Instandhaltung angesichts der Energieknappheit sowohl bei den Vertragsinstallationsunternehmen (VIU) als auch bei den Betreibern noch einmal verstärkt in den Fokus und lässt sie erneut ins Gespräch kommen

Dirk Schulze's headshot.

Autor

Dirk Schulze ist Seminarleiter Wasser bei Resideo und Technikreferent nach VDI 6023. Als Dozent für Trinkwasserhygiene unterrichtet er an diversen Handwerkskammern und sitzt in verschiedenen Regelwerksgremien.

 

dirk.schulze@resideo.com

 

 

Der Artikel ist erschienen in der IKZ-Haustechnik, Sonderheft Trinkwasser

 

1 VDI 6023 Blatt 1 „Hygiene in Trinkwasser-Installationen – Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung"

2 DIN 2000: 2017-02 Zentrale Trinkwasserversorgung – Leitsätze für Anforderungen an Trinkwasser, Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung der Versorgungsanlagen.

3 BDEW-Kundenbarometer Wasser/Abwasser vom 17.06.2021

4 Buch von Arnd Bürschgens „Hygiene in Trinkwasser-Installationen – Betrieb und Instandhaltung"

5 DIN 1988-300 „Ermittlung der Rohrdurchmesser"

6 BDEW Entwicklung des personenbezogenen Wassergebrauchs in Deutschland vom 30.03.2022

7 Berechnung mit der Mischwasserformel